7x fucked up... story of my life – Oder: Humor ist, wenn man trotzdem lacht!

Mit diesem Text habe ich mich als Speaker für die Fucked-Up-Night Frankfurt beworben... daumen drücken...

GdB (Grad der Behinderung) 60% steht in meinem Ausweis. Bipolare Störung.


Neben dem Scheitern meiner ersten Ehe und meiner Kinderlosigkeit besteht der größte Fuck up meines Lebens in meiner mehrjährigen Odyssee hauptsächlich der beruflichen Niederlagen.

FUCKED UP No. 1
Anstatt nach Regelstudienzeit mein Diplom in Kommunikationsdesign zu machen erlitt ich meine ersten beiden Phasen, Depression und Manie… und landete in der Klapse.

Das Diplom machte ich schließlich 2 Jahre später. Es folgten 17 Jahre Anstellung als Kreative in Verlag und Agentur.

 

2001 traf ich meinen heutigen Mann. Haus, Reisen, Hunde, Freunde. Alles gut.

Zwischendrin unterbrochen von Depression und Manie. (FUCK)

 

2011 kreierte ich ein dreiteiliges Outing- und Aufklärungsprojekt mit Ausstellung, komischer FlamenComedy Bühnenshow und Buch. Verlegt von meinem Chef. Doch er übergab seine Werbeagentur bald seinem Sohn.

FUCKED UP No. 2
Der Junior fand im Februar 2013 eine Möglichkeit, mir nach fast 14 Jahren Agenturzugehörigkeit fristlos zu kündigen. Das Versorgungsamt schritt nicht ein. Um vor Gericht für mein Recht und eine angemessene Abfindung zu streiten, war ich zu dem Zeitpunkt bereits zu krank, depressiv.

FUCKED UP No. 3
Die fragwürdige Weiterbildung, in die mich das Arbeitsamt schließlich steckte, erleichterte weder meine Gesundung noch meine Arbeitssuche. Insgesamt über 150 kreative Bewerbungen mit Herz verschickte ich an Agenturen in und um Frankfurt. Vergeblich, ich fand keine neue Anstellung als Grafikdesignerin.

FUCKED UP No. 4
Zuletzt hatte ich halbtags gearbeitet um krankheitsauslösenden Stress klein zu halten. Ich war über 40. Zur selben Zeit musste ich auch meine Gebärmutter entfernen lassen. Trübe Aussichten: weder Kinder noch Karriere. Die Krankheit meldete sich wieder öfter.

FUCKED UP No. 5
Obendrein hatte sich – typisch bei bipolaren Störungen und auch ein häufiger Nebeneffekt der Medikamente – inzwischen ein komorbider Effekt eingeschlichen: Adipositas. Die Zusammenfassung machte mich fassungslos: Keine Kinder, kein Haus (das hatten wir inzwischen verkauft), kein Job, keine Jugend, keine Gebärmutter, keine Gesundheit und fett.

Was hatte ich noch? Glücklicherweise gab es noch einiges, für das ich DANKBAR war: Mann, Hund, Freunde, Familie. Und meine Talente. Die sich nicht nur auf Design beschränken. Gesang und Tanz nähren meine Seele und erinnern mich immer wieder an meine Lebensfreude. Und Schreiben. Und Menschen inspirieren. Aha. Ein Hinweis? Ebenso wie FUCKED UP No. 2 bis 5? Hatte das Leben etwa etwas anderes mit mir vor?

Anstatt also stehen zu bleiben, wie ein Opferlamm, lieh ich mir Geld und begab mich in eine Ausbildung zum integralen Coach. Mit zwei Nebeneffekten: Selbstentwicklung sowie nachhaltige und vielversprechende Netzwerke und herzliche Verbindungen. Doch die FUCKED UP SERIE sollte dennoch zunächst noch fortgesetzt werden...

FUCKED UP No. 6
Meine Selbstständigkeit als freiberufliche Muse die ich parallel zur Fortbildung angemeldet hatte währte nicht lange. Nach knapp einem Jahr voller Kosten und Flausen meldete ich sie wieder ab. Geschwächt von meiner Vulnerabilität hielt ich den Druck der vielen Formalismen und des anfangs ausbleibenden finanziellen Erfolgs nicht aus. So heftig wie er aufgetaucht war, verließ mich der Mut wieder und ich erkrankte erneut.

FUCKED UP No. 7
Nach meinem letzten Psychiatrieaufenthalt im Frühjahr 2016 (dem vierten seit 1994) beantragte ich also quasi notgedrungen die Erwerbsminderungs-Rente. Und fühlte mich daraufhin mehr denn je wie Häschen in der Grube. Die Rente wurde zunächst für 2 Jahre bewilligt.

Inzwischen habe ich das Gefühl von Ohnmacht jedoch eingetauscht gegen Selbstwirksamkeit und Eigenmacht. Ich schreibe in On- und Offline-Magazinen über Kunst und Gesundheit. Was oft ein und dasselbe ist. Ich habe ehrenamtlich die stellvertretende Chefredaktion und für eine Miniatur-Aufwandsentschädigung insbesondere die Art-Direktion für ein Print-Magazin übernommen, welches sich mit seelischer Gesundheit beschäftigt. Ich arbeite an meinem zweiten Buch. Und an einem weiteren – gemeinsam mit einer Freundin, die mit ihren alternativen Therapiemethoden große Erfolge verzeichnet, auch an mir. Es gibt einige weitere Projekte. Beispielsweise die Fach-Ausbildung als EX-in-Genesungsbegleiterin. Und als Clown. Ma schau'n... Jedenfalls heiter geht's weiter ;)


KURZVITA Nathalie Karg: * 14. Mai 1971 in Kronberg im Taunus Stier, Aszendent Skorpion / 1994 Diagnose Bipolar 1 / 1996 Diplom Kommunikationsdesign + 1. Ehe / 2001 meet my soulmate Holger – gemeinsam immer Hund / 2004 Hochzeit No. 2 / 1997 - 2013 angestellte Grafikdesignerin in Verlag + Agentur / ab 2014 Weiter- und Ausbildungen, Neuorientierung
Links: muse4u.de / diebipolaremuse.jimdo.com / nathalie-karg.jimdo.com / dievollbeweglichetante.blogspot.de / blunaland.blogspot.de / musenfunken.blogspot.de / kargkreativ.de

 

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